Driftkäfer
Wer in den Tagen der seltsamen Veränderungen die Alten Flusslande am Enthuin bereist, sollte auf allerlei Schrecknisse vorbereitet sein und sich – gerade in den Nachtstunden – dort nur mit höchster Vorsicht bewegen. Noch lieber würden wir dazu raten, rechtzeitig eine sichere Herberge aufzusuchen, denn die Stunde der Dämmerung ist die Zeit des Schwarzen Scartarius, einer Kreatur, deren Beutegier ebenso gewaltig ist wie die ungeheure Kraft ihrer Fänge und Kiefer. Der Schwarze Scartarius, oder Driftkäfer, wie er von einigen Bewohnern der Alten Flusslande genannt wird, gehört zu jenen Monstrositäten, über die erst seit sehr kurzer Zeit berichtet wird, die jedoch vermehrt überall auf dem Kontinent auftauchen und den Menschen Aetherras immer bedrohlicher zusetzen. Dabei ist der Schwarze Scartarius eine besonders abscheuliche Kreatur, deren regelrecht absurd anmutendes Äußeres ein Hinweis darauf sein könnte, dass diese vierbeinige Tötungsmaschine einer Dimension jenseits der uns bekannten stammt. Manche Gelehrte mutmaßen indes, dass es sich bei diesen neuen Ungeheuern um Wesenheiten handeln könnte, die durch unheilige Kräfte entstanden sind und dass just diese Energie es vermag, uns bekannte Lebewesen sozusagen zu neuen Lebensformen zu verschmelzen und ins Absurde zu entstellen, so dass sie uns nicht mehr irdisch anmuten, sondern wie bösartige Zerrbilder von Aureths göttlicher Schöpfung.
Der Schwarze Scartarius tötet seine Beute durch Vergiften. Die gewaltigen Zähne sondern ein Sekret ab, das einen Menschen binnen Sekunden vollständig lähmen kann. Ist das Opfer wehrlos, wird es mit den Kiefern gepackt und weggeschleppt, damit der Driftkäfer sein schauriges Mahl in Ruhe beginnen kann. Unbesiegbar ist jedoch auch diese Kreatur nicht und die Augen des Scartarius scheinen eine besondere Schwachstelle zu sein. Zum einen vermag besonders helles Licht die Driftkäfer zeitweise zu verwirren und ihrer Orientierung zu berauben und zum anderen soll es einem Kämpfer gelungen sein, einen Schwarzen Scartarius mit dem Schwert zu töten, indem er diesem den Stahl tief in eines der bösartig blickenden Augen trieb. Denjenigen, die mit der Waffe nicht so geübt sind und deren Heldenmut weniger ausgeprägt ist, bleibt – wie eingangs erwähnt – nur die Flucht, stößt man auf einen dieser wandelnden Albträume. Und dabei ist höchste Eile geboten, denn ein Scartarius, der einmal die Spur aufgenommen hat, verfolgt sein Opfer erbarmungslos – auch über viele Meilen. Möge Aureth Euch in diesem Fall mit göttlicher Geschwindigkeit segnen.
Skizze: "Freddy" Böckem Stradal
Text: Norbert Beckers