Geheimnisse und Gefahren der Drift
Die folgenden Eintragungen stammen aus dem Kompendium der Altmeisterin Aigina Sapientia, aus dem Jahr 308 der Wahlkaiser und beschäftigen sich mit den Geheimnissen und Gefahren der Drift.
Wer glaubt, dass in der Ferne hinter den Äthermeeren das Glück zu finden ist, der irrt.
Wer denkt, dass es ferne Inseln voller Schätze gibt, ist ein Narr.
Wer sich anmaßt, die Wogen beherrschen zu wollen, begeht einen tragischen Fehler.
Die Aethermeere, unter deren Oberfläche in den dunkelsten Tiefen, für unsere Augen verborgen, unzählige Archaeen schlummern die nur darauf warten zu verzehren und Finsternis über das Leben zu bringen, bergen unendlich viele Geheimnisse. Die Urwesen im Aethermeer heißen Archaeen, sie sind so alt wie die Schöpfung und untrennbar mit dem Aether verbunden. Geduldig lauern sie und niemand mag erahnen, welche Wesen die Tiefe noch hervorbringt.
Schenkt man den Chroniken Glauben, werden dort auch mannigfaltige Gefahren aus einer Welt jenseits der Äthermeere beschrieben. Inseln, deren genaue Lage niemandem mehr bekannt ist. So ist es der Überlieferung zufolge auch der Insel Synn ergangen. Hätten seinerzeit die Klingenmeister die Soldaten des roten Heeres nicht bannen und vertreiben können, dann gäbe es kein Land mehr, das sich Aetherra nennt. Was ist geworden aus den Alvantari und ihrer neuen Heimstatt? Sie stellten sich nicht dem Kampf und flohen.
Die Klingenmeister, deren Augen selbst die tiefste Dunkelheit zu durchdringen vermögen und Gegner erkennen, die sich in finstersten Schatten, wie Nebelfetzen verstecken… werden sie gewahr werden, welch düstere Bedrohung aus dem Meer empor steigt?
Sicher nicht! Dies wird immer unsere Aufgabe sein; die der Seewächterinnen.
- (Eintrag im Kompendium, Das rote Herr von Synn)
Am Anbeginn erschuf Aureth selbst Kreaturen aus Archaeen, die er aus den Wogen des Äthermeers fischte. Als er sah, wie die Drift aus ihnen gewaltige, aggressive und ungestüme Monster formte, versuchte er diese feindseligen Geschöpfe zu bändigen. Es misslang und die einzige Möglichkeit war, sie wieder zu vernichten. Doch auch dies misslang und so
verstecken sich noch heute einige dieser Kreaturen in der tiefsten Dunkelheit. Die Ebenen von Gaihaen erzählen diese Geschichte.
- (Eintrag im Kompendium, Die Ebenen von Gaihaen)
Doch von all diesen Schrecken ist das Äthermeer selbst die größte Gefahr. Das Meer mit all seiner gewaltigen Energie, mit all seinen Dämonen, ist die Kraft, die ganz Aetherra vernichten könnte: die Drift!
Die Drift beeinflusst alles, was geschieht. Sie verändert alles, was war und alles was sein wird. Sie ist der Anfang und das Ende. Sie forderte viele Opfer, als sie dieses Land formte. Monta Samarya, die Stadt, die voll Volks war, lag wüst, nachdem der Boden bebte und die Stadt kurzerhand teilte. Die Steine des Heiligtums lagen auf allen Gassen zerstreut, verbrannt vom Feuer der Zerstörung. Nur der Ostteil ist geblieben und die Stadt, von der man in unserem Dominion sagte, sie sei die allerschönste, ist nun nur noch ein Ort der Kranken. Sie sind Sinnbild für den Riss der nicht nur das Land zerriss. Die Heilerinnen bemühen sich, alle Wunden, seien sie geistig oder fleischlich, zu kurieren, doch sind die Herzen der Menschen getrübt und ihre Augen finster geworden.
Auch wir Menschen werden dereinst von der Drift verändert werden. Mehr noch! Wir werden nicht das sein, was wir wollen, sondern wir werden das sein, was wir verdienen zu sein. Unter dem Einfluss der Drift werdet ihr euch zu etwas entwickeln, an das ihr zu Beginn selbst nicht geglaubt oder vermutet hättet.
Seid euch gewiss, die Drift ist allgegenwärtig und ihr könnt euch der Veränderung durch sie nicht widersetzen, wie es die Kristallmagier aus Sedhannia tun. Wenn nur der Hauch eines Risses die Gegenwehr durchbricht, dann Gnade uns Aureth.
Um die Drift aufzuhalten oder einzudämmen, gibt es ein wirksames Mittel. Dieses ist in dem Schlund von Dimona zu finden. Tief im Inneren des Schlunds, bei dem eigentlich schon der Abstieg die finstere Verderbnis herauf beschwört, werdet ihr finden, was ihr sucht. Die Drift hat zwei Gesichter, Fortuna und Fatum. Sie bietet uns die Gelegenheit, uns zu ändern, aber auch das Schicksal, dem wir nicht entfliehen können.
Nun, die Frage die euch jetzt quält, ist leicht beantwortet: Lebt mit der Drift oder wehrt euch!
Die, die ihr dies lest, wollt ihr in der Ferne hinter den Äthermeeren das Glück suchen? Die Schätze ferner Inseln bergen? Wollt ihr auf Drift komm raus, die Wogen beherrschen?
Plant eure Reise gut! Leichtfertigkeit ist hier ein riskanter Weggefährte.
Denn wie sagen die alten Driftfahrer, die es überlebten: “Die Drift ist ein mieses Schwein…“